Herz-/Thoraxdrainage literatur
Zeit zum Lesen: 1 min.
Moderatoren
Agathe Seguin-Givelet, M.D. Ph.D
Groupe Hospitalier Privé Ambroise Paré Hartmann, Neuilly-sur-Seine, Frankreich
Stephen Cassivi, M.D.
Mayo-Klinik, Rochester, USA
Präsentatoren und Vorträge
Ilies Bouabdallah, Marseille, Frankreich
Protokolle und Praktiken zur Optimierung minimalinvasiver Operationen mithilfe digitaler Thoraxdrainagedaten
Sebastien Gilbert, Ottawa, Kanada
Optimierung der perioperativen Versorgung und Verständnis der Funktion von Thoraxdrainagen
Kenji Suzuki, Kyoto, Japan
Maximierung der Vorteile minimalinvasiver Thoraxchirurgie und ERAS (Enhanced Recovery After Surgery, verbesserte Erholung nach einer Operation) aus japanischer Sicht
Zusammenfassung
Im Rahmen der ESTS-Tagung 2024 in Barcelona, Spanien, wurde ein wissenschaftliches Symposium abgehalten, bei dem drei renommierte Thoraxchirurgen ihre ganz eigenen Sichtweisen auf Ansätze zur Optimierung der perioperativen Versorgung von Patienten mit Lungenresektion präsentierten.
Nach einleitenden Betrachtungen von Dr. Stephen Cassivi (Mayo Clinic; Rochester, Minnesota, USA) war der erste Redner Dr. Ilies Bouabdallah, Chefarzt der Abteilung für Thoraxchirurgie am Hôpital Saint Joseph (Marseille, Frankreich).
Protokolle und Praktiken zur Optimierung minimalinvasiver Operationen mithilfe digitaler Thoraxdrainagedaten
Dr. Bouabdallah vergleicht eine Operation mit einem Marathon, den es vorzubereiten gilt, und gibt einen Überblick darüber, wie seine Einrichtung die ERAS-Prinzipien anwendet, um eine umfassende perioperative Versorgung zu gewährleisten. Er betont die Bedeutung der Patienteneinbindung in die Weiterbildung, die Prähabilitation, Maßnahmen zur Verringerung psychischer, physiologischer und physischer Belastungen sowie die Bedeutung des Einsatzes minimalinvasiver Techniken sowie einer dreidimensionalen Operationsplanung zur Personalisierung des Verfahrens. Zu den postoperativen Maßnahmen gehören der Schutz der heilenden Lunge durch eine digitale Überwachung des Luftstroms und des Pleuradrucks sowie die Nutzung der Vorteile tragbarer digitaler Drainagesysteme, um dem Patienten vor seiner Entlassung frühzeitig Mobilität, Physiotherapie und Rehabilitation zu ermöglichen.
„Wie bei jedem Prozess erfordert der Erfolg eines ERAS-Programms Vorbereitung und Planung. In unserer Praxis trägt die digitale Überwachung von Thoraxdrainagen zu einer verbesserten Genesung bei, indem sie die Lunge durch Anzeige und Aufrechterhaltung einer angemessenen Absaugung schützt und eine schnelle Mobilisierung des Patienten ermöglicht.“
Optimierung der perioperativen Versorgung und Verständnis der Funktion von Thoraxdrainagen
Der nächste Vortrag wurde von Dr. Sebastien Gilbert, Professor für Chirurgie an der Universität Ottawa (Kanada), gehalten. Dr. Gilberts besonderes Interesse gilt der Anwendung von Prinzipien der Prozesstechnik, Automatisierung und des maschinellen Lernens, um die enorme Menge und Vielfalt an Patientendaten zu nutzen, die Behandlungsepisoden zugrunde liegen, derzeit jedoch ungenutzt bleiben. Die Kombination dieser Prinzipien und Daten durch die Nutzung bislang noch zu wenig genutzter digitaler Tools kann die Entwicklung von Entscheidungsunterstützungssystemen für die Bereitstellung einer sicheren, effizienten und qualitativ hochwertigen Pflege fördern. Dr. Gilbert ging auf aktuelle Beispiele von Studien ein, die Daten zu Flüssigkeitsvolumen und Luftaustritt aus digitalen Drainagesystemen analysierten, um Wendepunkte zu ermitteln, an denen die Sicherheit bei gleichzeitiger Verkürzung der Thoraxdrainage maximiert werden könnte.1, 2
„Für die Qualitätsverbesserung bedarf es zukünftig einer erhöhten Synergie zwischen Mensch und Computer und einer stärkeren Nutzung des Fachwissens und der digitalen Tools, die uns bereits zur Verfügung stehen.“
Maximierung der Vorteile minimalinvasiver Thoraxchirurgie und des ERAS-Konzepts aus japanischer Sicht
Nach einem Überblick über die Entwicklung der Lungenresektion im Zeitalter minimalinvasiver Techniken und des ERAS-Konzepts präsentierte Dr. Kenji Suzuki, Professor für Chirurgie an der Juntendo University School of Medicine (Tokio, Japan), die Ergebnisse verschiedener Studien zur prognostischen Bedeutung der präoperativen Belastungstoleranz bei Patienten mit NSCLC (nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom) im Frühstadium.3 Anschließend erörterte er die Rolle der frühzeitigen Entfernung von Thoraxdrainagen und der frühzeitigen Mobilisierung bei der verbesserten Genesung nach einer Lungenresektion. Dabei präsentierte er Studien, die belegen, dass durch die Visualisierung des Luftstroms und des Pleuradrucks im Laufe der Zeit mithilfe digitaler Drainagedaten Muster ermittelt werden können, die Aufschluss darüber geben, wann ein Luftleck behoben ist. 4 Außerdem legte er die Ergebnisse einer multizentrischen, randomisierten kontrollierten klinischen Studie zur frühzeitigen Entfernung von Thoraxdrainagen unabhängig vom Drainagevolumen vor,5 und stellte das auf seinen Erkenntnissen beruhende Protokoll seiner Einrichtung zum Thoraxdrainagemanagement vor.
„Die digitale Überwachung des Luftstroms und des Pleuradrucks über einen längeren Zeitraum ist eine objektive Möglichkeit, Muster zu visualisieren und zu erkennen. Dies gibt uns mehr Sicherheit bei der Entscheidung, wann es Zeit ist, den Thoraxschlauch zu ziehen.“
Auf die Präsentationen folgten eine produktive Diskussion und eine ausführliche Fragerunde, in der die Teilnehmer die Gelegenheit erhielten, direkt von den Rednern detaillierte Informationen zu erhalten, was ein tieferes Verständnis des vorgestellten Materials ermöglichte.
Auf dem gut besuchten Symposium fand ein intensiver Gedankenaustausch statt, der den wissenschaftlichen Diskurs unter Thoraxchirurgen förderte. Dr. Seguin-Givelet schloss mit einer präzisen Zusammenfassung, in der die Bedeutung der Integration der Wissenschaft für die postoperative Patientenversorgung hervorgehoben wurde.
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